Neulich war ich nach längerer Abstinenz mal wieder mit meinem Fahrrad unterwegs.
Alleine.
Das hat meiner Hündin Pippa gar nicht gefallen, denn sie trachtet danach, alle meine Schritte, oder jedenfalls so viele wie möglich zu „begleiten“.
Also hat sie sich auf die Lauer gelegt, um mich abzupassen, sobald ich wieder zuhause einlaufe.
Und als es endlich soweit war, schoss sie los, um mich gebührend in Empfang zu nehmen.
Pippa ist ein sehr überschwängliches Wesen und ehe ich mich versah, lagen das Fahrrad, der Hund und ich in einem Knäuel auf der Straße.
Das Fahrrad konnte mit dieser herzlichen Begrüßung am schlechtesten umgehen. Das Vorderrad war verbogen, die Klingel und das Licht waren abgerissen, auch die Bremse wollte nicht mehr bremsen.
Da meine handwerklichen Fähigkeiten auf dem Gebiet der Wartung und Reparatur von Fahrrädern äußerst bescheiden sind, war ich gezwungen, mir fahrradfachlichen Beistand suchen.
Kurz und gut – ich musste mit dem Rad zu einem Fahrradfachgeschäft.
Mein Fahrrad ist alt und wurde nie, nie, niemals geputzt, oder sonstwie gepflegt. Schande auf mein Haupt.
Entsprechend kühl war der Empfang des Fahrradtechnikers (sagt man so?) im Fahrradladen.
Er hat mir zuerst einmal mitgeteilt, dass er so einen Schrott selber niemals verkaufen würde.
Dann hat er sich seeehr lange über die Unzulänglichkeiten meines Rades ausgelassen.
Und abschließend gab er dem Rad noch einen leichten Tritt gegen das vordere Schutzblech mit der Bemerkung: „Das zu reparieren wird keinen Spaß machen.“
Ich war vorbereitet und sagte: „Es soll Ihr Schaden nicht sein, guter Mann, ich gebe Ihnen Geld.“
Er lachte und entgegnete: „Das ist gut, Schmerzensgeld ist das.“
Der Fahrradtechniker hat es auf den Punkt gebracht: Wenn Arbeit keinen Spaß macht, wird sie zum Leiden, das man nur noch für Geld erträgt.
Und wer für Schmerzensgeld arbeitet, arbeitet nur so gut wie nötig. Wer mit Freude arbeitet, arbeitet so gut wie möglich.

Fragen zur Führung
An dieser Stelle beantworte ich jede Woche eine Frage aus meinen Trainings und Coachings. Wenn Ihr auch eine Frage zu Führung habt, schreibt mir an:
Wie viel von meiner Frustration darf ich meinem Team als Führungskraft zeigen?
Frust zu empfinden ist völlig normal. Manchmal laufen die Dinge halt nicht, wie geplant und gewünscht. Das kennen wir alle.
Die Empfindung jedoch, die dem Frust zugrunde liegt, ist Hilflosigkeit und Ohnmacht.
Und die hat es in sich.
Wenn Du Deinem Team Deinen Frust zeigst, signalisierst Du eben genau das: Hilflosigkeit und Untätigkeit.
Das verunsichert Dein Team. Denn Dein Team erwartet und braucht die Sicherheit, auch durch stürmische Zeiten gut geleitet zu werden, jemanden zu haben, auf dessen/deren Handlungsfähigkeit sie zählen können. Wenn Dein Team also merkt, Du tust es nicht, wird es sich entweder jemand anderen suchen, der/die das tut, oder es beginnt Anarchie im Team, die jeder eigenmächtig ausgestaltet.
Wenn Du also Frust zeigst, schwächst Du Deine Position.
Auch wenn es mal nicht rund läuft, gibt es immer einen Handlungsspielraum, und sei er noch so klein. Den zu finden, ist Deine beste Versicherung gegen Frust.
Auf den Punkt gebracht:
Handlungsfähigkeit vermeidet Frust.