In der letzten Woche haben wir angefangen, uns mit der Führungskultur des Militärs auseinander zu setzen, um zu sehen, was wir daraus für uns im zivilen Leben adaptieren können.
Heute geht es um:
2. Folge – Die Auftragstaktik / Mission-Type Tactics
Es gibt einen Unterschied zwischen Klarheit und Kontrolle. Und der entscheidet darüber, ob Dein Team mitdenkt, oder nur Dienst nach Vorschrift macht.
Das Prinzip dahinter: Ziel vorgeben, Weg freigeben
Die sogenannte „Auftragstaktik“ stammt aus der britischen Militärtradition – und ist ein Meisterwerk pragmatischer Führung -> Gib das Ziel vor, nicht den Weg. Vertraue darauf, dass die Menschen vor Ort am besten wissen, wie sie es erreichen.
Im Zweiten Weltkrieg offenbarte sich ein bemerkenswerter Unterschied zwischen britischer und deutscher Militärführung:
Deutsche Offiziere erhielten detaillierte Befehle: „Rücke um 6 Uhr vor, nutze die Straße Nord, setze die Artillerie hier ein…“ Präzise. Kontrolliert. Unflexibel.
Britische Offiziere erhielten ein Ziel: „Sichere die Flanke bis Sonnenuntergang.“
Was passierte, wenn sich die Lage änderte – und das tat sie ständig?
Deutsche Einheiten waren gelähmt: „Das steht nicht in meinem Befehl!“
Britische Einheiten improvisierten.
Ein Abteilungsleiter, der jeden Arbeitsschritt vorgibt, mag effizient wirken. Tatsächlich schafft er abhängige Mitarbeiter, die nur ausführen, was angeordnet wurde und bei Problemen auf neue Anweisungen warten.
Führung ist nicht, alles bis ins Detail zu steuern. Führung ist, das Ziel so klar zu machen, dass das Team eigenständig den besten Weg dorthin findet.
Gibst Du Deinem Team einen Kompass, oder eine Schritt-für-Schritt-Anleitung?

Fragen zur Führung
An dieser Stelle beantworte ich jede Woche eine Frage aus meinen Trainings und Coachings. Wenn Ihr auch eine Frage zu Führung habt, schreibt mir an:
Ich kann nicht in Ruhe meiner Arbeit nachgehen, bzw mich einer Aufgabe widmen, ständig werde ich unterbrochen. Wie kann ich das abstellen?
Die unbequeme Wahrheit vorab:
Wenn Dein Team dich ständig unterbricht, liegt das meist nicht am Team. Es liegt an Deinem Führungsverhalten.
Drei typische Ursachen:
- Du hast Dich als „Löser“ etabliert – Dein Team weiß: Bei dir gibt es die schnelle Antwort. Warum also selbst nachdenken?
- Unklare Entscheidungsbefugnisse – Niemand weiß genau, was er/sie selbst entscheiden darf. Lieber absichern
- Keine Strukturen für Fokuszeit – Du bist immer erreichbar = Du wirst immer unterbrochen
Was Du konkret tun kannst:
- Frag zurück statt zu antworten
- Kläre Entscheidungsbefugnisse
- Schaff Dir Fokuszeit – und kommuniziere sie
- Etabliere Routinen statt Ad-hoc-Gespräche
- Delegiere Verantwortung, nicht nur Aufgaben
Viele Führungskräfte beklagen Unterbrechungen, genießen aber insgeheim, „der Fels in der Brandung“ zu sein. Der, ohne den nichts läuft.
Wenn Du das ändern willst, musst du loslassen. Dein Team wird Fehler machen. Dinge werden anders laufen, als Du es gemacht hättest.
Aber anders ist nicht schlechter, es ist anders.
Auf den Punkt gebracht:
Es führen viele Wege nach Rom 😉

