Neulich hat mich einer meiner Newsletter-Leser, der früher Zeitsoldat bei der Bundeswehr war, gefragt, ob es nicht möglich sei, Aspekte aus der militärischen Führung in das Zivilleben zu transferieren.
Die Führungskultur des Militärs lebt von klaren Regeln, eindeutigen Verantwortlichkeiten und transparenten Strukturen. Und diese sind essentiell für Motivation, Zusammenhalt und Effizienz. Überall.
Deshalb finde die Idee des Abgleichs und möglichen Adaption sehr interessant und möchte in den nächsten Wochen einige Aspekte der militärischen Führungskultur mit Euch teilen und sehen, inwieweit wir in unserer zivilen Arbeitskultur Mehrwerte daraus gewinnen können.
1. Folge : Die „Commander’s Intent“ Story
Das Konzept: Im Militär gibt es das Prinzip des „Commander’s Intent“ – die Führungsabsicht. Soldaten bekommen nicht nur Befehle, sondern sollen das WARUM hinter der Mission verstehen.
Stellt Euch vor, ein Zugführer gibt seinem Team ohne Commander’s Intent folgenden Auftrag: „Nehmt die Brücke bei Kilometer 47 ein.“ Das Team rückt aus, findet die Brücke aber zerstört vor. Was nun?
Die Brücke gibt es nicht mehr. Also ist die Mission gescheitert.
Mit Commander’s Intent sagt der Zugführer: „Nehmt die Brücke ein, damit der Nachschub für die Hauptstreitmacht durchkommt.“ Das Team kennt jetzt die Hintergründe und kann eigenständig agieren. „Wenn es um den Nachschub geht und die Brücke ist zerstört, was können wir tun? Gibt es eine Furt? Eine andere Route? Können wir eine provisorische Brücke bauen?“
Wie oft sagen wir zum Beispiel im Business: „Erstell mir den Report bis Freitag“ ohne zu sagen wozu? Wenn der Mitarbeiter weiß, dass der Report für die Vorstandssitzung am Montag ist, kann er bei Zeitnot Prioritäten setzen: Detailtiefe vs. Rechtzeitigkeit.
Klarheit, ob beim Militär oder im „wahren“ Leben bedeutet nicht nur, klar sagen, was zu tun ist, sondern auch klar sagen, WARUM es wichtig ist.

Fragen zur Führung
An dieser Stelle beantworte ich jede Woche eine Frage aus meinen Trainings und Coachings. Wenn Ihr auch eine Frage zu Führung habt, schreibt mir an:
Von meinem Team kommt nie Input zu Veränderungen, immer muss ich alles selber machen. Wie kann ich das Team in die Verantwortung nehmen?
Wenn Dein Team keinen Input gibt, liegt das selten daran, dass sie keine Meinung haben oder sich nicht interessieren. Meistens liegt es an fehlender Klarheit:
- Sie wissen nicht, dass Du ihren Input wirklich willst (und nicht nur höflich fragst)
- Sie wissen nicht, WARUM ihr Input wichtig ist (und denken, Du hast eh schon entschieden)
- Sie wissen nicht, WIE konkret ihr Input aussehen soll (und fühlen sich überfordert)
- Sie haben negative Erfahrungen gemacht (Input wurde ignoriert, abgebügelt oder gegen sie verwendet)
Auf den Punkt gebracht:
Die Klärung des WARUM ist der Schlüssel für viele Lösungen.

