Gregor ist Inhaber eines Dentallabors. Er hat 18 Mitarbeiter.

Ein gutes Drittel seiner Leute steht kurz vor der Rente. Nun geht es darum, rechtzeitig für adäquate Nachfolge zu sorgen.

Bei der Mitarbeitersuche und der damit verbundenen  Auseinandersetzung mit dem Arbeitsmarkt stellt er fest, dass seine Mitbewerber im Kampf um Techniker so einiges auffahren, um für die Bewerber attraktiv zu erscheinen. 

So wird neben Zuschüssen für das Fitness-Studio, Gesundheitsfürsorge und Massage auch Kinderbetreuung und Jobbike ausgelobt. Der ganze Blumenstrauß an geldwerten Vorteilen, mit denen viele Unternehmen das Rennen um die Mitarbeiter gewinnen wollen.

Gregor ist klar, er muss da mitziehen, wenn er neue Mitarbeitende bekommen will.

Und siehe da, es klappt. Innerhalb von sechs Monaten kann er vier neue Techniker gewinnen, alles junge Leute, die die Zukunft des Labors sichern werden.

Aber nur weitere sechs Monate später sind drei von den Neuen schon wieder weg und – ganz hart für Gregor – auch sein neuer Leiter der CAD/CAM-Abteilung Andreas hat gekündigt.

Gregor bittet Andreas ins Büro und fragt rundheraus: „Warum gehst Du denn schon wieder? Ich mache so viel für Euch und sorge dafür, dass es allen gut geht.“

Andreas antwortet: „Ich fühle mich nicht wohl hier, ich bin so limitiert in meiner Funktion und deshalb macht die Arbeit keinen Spaß. Du führst ein hartes Regiment, kontrollierst alles und fragst niemanden. Ich habe das Gefühl, du vertraust nur dir selber. Wenn du glaubst, dass du es besser kannst, mach es alleine.“

Gregor fühlt sich ertappt. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, das ist sein Leitspruch. Nicht gerade wertschätzend, fällt ihm jetzt auf.

Alles alleine machen ist keine Option. Er braucht ein funktionierendes Team, eines, das die Arbeit macht.

Anderen vertrauen heißt das nicht auch, mehr Risiko für ihn? Vielleicht, jemandem vertrauen bedeutet aber auch, Verantwortung zu geben, Last abgeben. Und das bedeutet mehr Freiraum für Gregor. Ein guter Gedanke!

Fragen zur Führung

An dieser Stelle beantworte ich jede Woche eine Frage aus meinen Trainings und Coachings. Wenn Ihr auch eine Frage zu Führung habt, schreibt mir an:

Wie gehe ich mit Mitarbeitenden um, die immer erst mich fragen, bevor sie selbst versuchen, eine Lösung zu finden?

Scheinbar gibt es verschiedene Ursachen für so ein Verhalten:

  1. Bequemlichkeit, sich selber Gedanken zur Lösung zu machen
  2. Mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
  3. Angst vor Verantwortung

Zu 1. Wer es bequem haben will, möchte auch Sicherheit haben. Gib der Person Klarheit über den Rahmen, die Inhalte und die Verantwortung ihrer Tätigkeit, sowie Deine Erwartungen. Damit spielst Du den Ball an die Person zurück und gibst ihr gleichzeitig die Sicherheit, die sie braucht.

Zu 2. Wenn das mangelnde Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gerechtfertigt ist, sorge dafür, dass die Person die notwendigen Fähigkeiten erlangt, die sie in die Lage versetzen, eigenständig Lösungen zu finden.
Wenn die Ursache nicht die mangelnde Fähigkeit, sondern das nicht vorhandene Vertrauen ist, weiß die Person möglicherweise nicht, was Du ihr zutraust und was nicht. Gib der Person Klarheit über Dein Vertrauen und Deine Erwartungen bezüglich ihrer Tätigkeit.

Zu 3. Gib der Person Klarheit über Dein Vertrauen, sowie den Rahmen, die Inhalte und die Verantwortung ihrer Tätigkeit.

Wenn Du Dir sicher bist, dass Deine Mitarbeitenden fähig sind, selbstständig Lösungen zu finden, vermittle das klar und eindeutig.

Der Wunsch nach Vertrauen und Sicherheit ist grundsätzlich die Ursache für das Verhalten der ständigen Nachfragen.

Auf den Punkt gebracht:
Vertrauen ist der Beginn für Verantwortung.

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