Vor einiger Zeit habe ich ein mittelständisches Unternehmen in der Dentalindustrie betreut.
Bevor ich kam hatte sich die Unternehmensleitung zusammen mit der Personalabteilung viele Gedanken dazu gemacht, was getan werden kann, damit sich die Mitarbeitenden im Unternehmen wohlfühlen.
Mit diesen Maßnahmen sollten die Mitarbeitenden an das Unternehmen gebunden werden. Das Kalkül der Geschäftsleitung war, dass als Konsequenz die Mitarbeitenden dann auch mehr Leistungen erbringen und weniger krank sein würden.
So gab es also einen bunten Blumenstrauß an Gaben für alle Mitarbeitenden: Obst, Massagen, Fitness-Studio-Zuschuss. Und Job-Bikes für jeden, der wollte. Es gab kostenlose Snacks und Kicker im Pausenraum.
Die Unternehmensleitung hatte verstanden: „Wir müssen den Menschen etwas geben. Denn dann werden die Leute dankbar sein. Das bindet sie an das Unternehmen und motiviert sie, sich reinzuhängen.“
Die Mitarbeitenden haben die Maßnahmen tatsächlich sehr gerne angenommen. Trotzdem war die Stimmung im Unternehmen mäßig. Die Ergebnisse blieben auch hinter den Erwartungen zurück. Das Unternehmen wurde nicht von Bewerbern überrannt.
Ich frage mich: Arbeitet jemand härter, weil es Obst und Snacks gibt? Bleibt jemand im Unternehmen wegen des Job-Bikes? Übernimmt jemand mehr Verantwortung wegen der Massage?
Wenn ich möchte, dass meine Mitarbeitenden sich mit dem Unternehmen identifizieren, sich reinhängen und motiviert sind, müssen sie spüren, dass ihre Arbeit Sinn macht. Sie sollten nach ihren Stärken eingesetzt werden. Verantwortung tragen dürfen und gehört werden. Gute Mitarbeitende brauchen Aufmerksamkeit.
Das Problem mit den Goodies ist, dass sie so bequem sind.
Das Problem bei Mitarbeiterentwicklung ist, dass sie aufwendig ist und Zeit kostet.
Und genau deshalb machen es so wenige.

Fragen zur Führung
An dieser Stelle beantworte ich jede Woche eine Frage aus meinen Trainings und Coachings. Wenn Ihr auch eine Frage zu Führung habt, schreibt mir an:
Wie soll ich in einer schwierigen Situation führen, wenn ich selbst noch nicht die Lösung weiß?
Es ist normal, für eine schwierige Situation nicht gleich eine Lösung parat zu haben.
Und es ist gut, dass es so ist.
Denn eine schnelle Lösung wird einer komplexen Situation nicht gerecht.
Also, auch wenn Du noch keine Lösung hast, kannst Du den Prozess anstoßen, der zur Lösung führt.
Das verschafft Dir die Kontrolle über die Situation. Und darum geht es letztendlich.
Nun zum Prozess selbst:
A) Definiere das Problem -> Finde die Ursache, nicht die Symptome
B) Sammle die Fakten -> Was weißt Du? Was weiß Du nicht? Was musst Du zusätzlich wissen?
C) Entwickle die Optionen -> Was liegt in Deinem Handlungsspielraum?
D) Lege die Entscheidungskriterien fest -> Woran erkennst Du eine gute Lösung?
E) Sei offen und transparent -> Binde Dein Team soweit es geht in die Entscheidungsfindung ein
Auf den Punkt gebracht:
Dein Job ist es, diesen Prozess zu kontrollieren und moderieren, nicht die Lösung vorzugeben.