Vor vielen, vielen Jahren war ich Zahntechnikerin in einem Labor in der Nähe von Bonn.

Die Geschäftsführer des Labors waren außerordentlich zufrieden mit meinem Tun und so dachte ich, es sei an der Zeit, nach mehr Gehalt zu fragen.

Meine Anfrage schien die Geschäftsführer jedoch zu befremden, sie reagierten sehr verhalten, sagten mir jedoch zu,  über mein Ansinnen nachdenken zu wollen.

Ich war seinerzeit in der Edelmetallabteilung tätig und habe hauptsächlich Teleskope, großspannige Brücken und massenhaft Inlays angefertigt. Man nannte mich sogar „Königin der Inlaystraßen“. Ja, damals haben wir noch Hochgoldlegierungen ohne Ende verarbeitet.

Kurz nach meiner Anfrage bezüglich einer Gehaltserhöhung bekam ich plötzlich kaum noch Arbeiten zugewiesen. Und wenn, dann waren es einzelne VMK-Käppchen, oder mal eine dreigliedrige Brücke. Es war schlimm. Noch schlimmer aber war es, dass ich offenbar nicht mehr imstande war, diese Arbeiten unfallfrei herzustellen. Wie oft habe ich Löcher in die Kappen geschliffen und musste löten… gruselig.

Die Kollegen fingen an, sich über die Qualität meiner Arbeiten zu beschweren.

Nach einiger Zeit kam dann einer der Geschäftsführer auf mich zu und hat meinen Wunsch nach mehr Geld abgelehnt aufgrund meiner offensichtlichen Unfähigkeit.

Das war nicht schön.

Ich habe dann beschlossen, dass es Zeit für mich war, einem anderen Labor meine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. So geschah es und war gut.

Was mir jedoch nicht aus dem Kopf ging, war die Sache mit meiner unterdurchschnittlichen Leistung.

Es waren doch alles Arbeiten, die ich eigentlich mit links und im Schlaf hätte erledigen können.

Warum konnte ich das nicht?

Ich habe das später noch öfter an mir beobachten können.

Sobald ich unterfordert war, wurde ich schlecht. Nicht mit Absicht. Es ist einfach passiert.

Mittlerweile weiß ich, dass es sich dabei um das Boreout-Syndrom handelt, das Gegenteil vom bekannten Burnout-Syndrom.

Chronische Unterforderung kann zu Antriebslosigkeit, Passivität und Gleichgültigkeit führen.

Wenn die Aufgaben zu anspruchslos sind, oder wenig Wertschätzung erfahren, kann einem die Sinnhaftigkeit der Arbeit abhanden kommen. Man fühlt sich wertlos. Und wird schlecht in seiner Arbeit.

Ich denke, es gibt viele Menschen, die nicht deswegen schlecht in ihrem Job sind, weil sie etwas nicht können, sondern sie sind schlecht, weil sie viel mehr können.

Fragen zur Führung

An dieser Stelle beantworte ich jede Woche eine Frage aus meinen Trainings und Coachings. Wenn Ihr auch eine Frage zu Führung habt, schreibt mir an:

Ich tue mich schwer damit, es nicht immer allen im Team recht machen zu können. Wie kann ich das hinbekommen?

Jeder Mensch ist individuell, ein Unikat. In einem Team haben die einzelnen Mitglieder daher immer unterschiedliche Bedürfnisse, Motivationen und Interessen.

Was für den einen gut ist, kann für den anderen schlecht sein.

Diese Tatsache zeigt die Unlösbarkeit Deines Wunsches auf. 

Welches Bedürfnis steckt hinter Deinem Wunsch, es allen recht machen zu wollen?

Wenn Du es jemandem recht machst, also im Sinne einer bestimmten Person handelst, erhältst Du dafür Zustimmung von dieser Person.

Hör auf, von allen Zustimmung (zu Deinem Verhalten/Deinen Anweisungen/ Deinen Aussagen etc) haben zu wollen. Denn dann wird die Person, die Dir am wenigsten zustimmt, die Macht über Dich haben.

Auf den Punkt gebracht:
Wer allen gefallen will, führt nicht.

Tauchen Sie ein!

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